Ein Blick hinter die Kulissen systemischer Inszenierungen
Wer zum ersten Mal bei einer systemischen Aufstellung dabei ist, fühlt sich vielleicht wie in einem improvisierten Theaterstück – nur dass es hier nicht um Fiktion geht, sondern um sehr reale Lebensgeschichten. Doch was geschieht da eigentlich genau?
Der erste Schritt: Das Anliegen
Im Zentrum steht die Frage oder das Anliegen der aufstellenden Person. Dieses kann sehr konkret („Ich will meine Angst überwinden“) oder eher diffus sein („Irgendetwas blockiert mich beruflich“). Die Leitung hilft dabei, das Anliegen klar zu formulieren – oft zeigt sich schon hier erste Systemdynamik: Wer wird erwähnt? Wer ausgelassen?
Die Elemente des Systems
Basierend auf dem Anliegen identifiziert die Leitung relevante Systemelemente – z. B. Familienmitglieder, innere Anteile, ein Symptom oder eine Entscheidung. Diese werden im Raum durch sogenannte Repräsentanten dargestellt – entweder echte Menschen in einer Gruppe oder Figuren im Einzelsetting.
Die Aufstellung im Raum
Nun geschieht das eigentliche „Stellen“: Die aufstellende Person wählt ein Repräsentant nach der anderen und positioniert sie intuitiv im Raum. Dabei entstehen oft bereits spürbare Spannungen: Blicke gehen ins Leere, jemand bekommt plötzlich „kalte Füße“, andere fühlen sich eingeengt. Diese körperlich-emotionalen Reaktionen werden ernst genommen – sie gelten als Ausdruck des sogenannten wissenden Feldes.
Beobachten, befragen, bewegen
Die Leitung fragt nun die Repräsentant:innen: Wie fühlst du dich an diesem Ort? Was nimmst du wahr? Gibt es Bewegungsimpulse?
Durch diese Rückmeldungen werden verborgene Dynamiken sichtbar: z. B. Loyalitäten, Übernahmen von fremder Schuld oder fehlende Zugehörigkeit. Die Leitung kann neue Elemente hinzufügen, Personen umstellen oder Rituale anleiten, um eine heilsame Ordnung wiederherzustellen.
Abschluss und Integration
Am Ende kehrt die aufstellende Person selbst ins Feld zurück – häufig auf den für sie „richtigen“ Platz. Dieser Moment ist oft berührend, manchmal sogar transformierend. Wichtig ist, dass danach Zeit für Reflexion und Integration bleibt – innerlich und manchmal auch äußerlich im Leben.
Was NICHT passiert
- Niemand „spielt“ eine Rolle – Repräsentanten lassen sich leiten, nicht steuern.
- Es geht nicht um Schuld, sondern um Systemlogik.
- Die Aufstellung ist keine „Show“ – sondern eine Methode mit therapeutischem Potenzial.
Sei nicht nur Schauspieler, sondern auch Regisseur in deinem Leben. Blick hinter die Kulissen
🎧 Den Podcast zu diesem Artikel findest du auf Youtube unter SEELEN:SYSTEME Podcast #2>>>
Hier findest du mehr zum Autor Franz Sandmair>>>
Nimm gerne mit uns Kontakt auf: