Ein Selbstreflexions-Guide basierend auf der Konsistenztheorie von Klaus Grawe
Hast du dich schon einmal gefragt, warum du dich manchmal trotz äußerlich normaler Lebensumstände unwohl oder ausgebrannt fühlst? Die Konsistenztheorie von Klaus Grawe gibt einen spannenden Einblick in die Zusammenhänge zwischen deinen inneren Bedürfnissen und deinen täglichen Erfahrungen. Lies weiter und finde heraus, wie du mehr Übereinstimmung in deinem Leben schaffen kannst – und stelle dir selbst die wichtigen Fragen dazu.
Die Suche nach innerer Übereinstimmung
Nach dem berühmten deutschen Psychologen und Psychotherapeuten Klaus Grawe streben wir Menschen danach, dass unsere inneren Bedürfnisse – also das, was uns emotional, mental und körperlich wichtig ist – mit unseren Erfahrungen in der Außenwelt harmonieren. Dieses Gleichgewicht, das er „Konsistenz“ nennt, bildet die Basis deiner psychischen Gesundheit.
Übrigens: Wir bei IFKO nennen diesen Zustand Kohärenz. Das ist dann der Fall, wenn "gefühlsmäßg insgesamt alles stimmt".
Frage an dich:
Hast du das Gefühl, dass deine inneren Wünsche und die Realität deines Alltags miteinander im Einklang stehen?
Beispiel aus dem Alltag:
Stell dir vor, du sehnst dich nach engen, herzlichen Beziehungen, fühlst dich aber in deinem Freundeskreis oder deiner Familie oft missverstanden oder ausgeschlossen. Wie würdest du reagieren, wenn du realisieren würdest, dass genau diese Diskrepanz zu einem Gefühl der Leere führen kann?
Deine grundlegenden psychologischen Bedürfnisse
Neben den lebenswichtigen Bedürfnissen wie Ernährung und Schlaf hast du auch psychologische Bedürfnisse, die dein Wohlbefinden maßgeblich beeinflussen. Zu den wichtigsten zählen:
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Das Bedürfnis nach engen Beziehungen:
Du möchtest dich geliebt und verstanden fühlen.
Reflektionsfrage:
Erfüllst du dein Bedürfnis nach Nähe in deinem aktuellen sozialen Umfeld?
Beispiel: Vielleicht fühlst du dich einsam, obwohl du viele Bekannte hast, weil dir tiefere, vertrauensvolle Kontakte fehlen. -
Das Bedürfnis nach Kontrolle und Autonomie:
Du willst das Gefühl haben, dein Leben selbst in der Hand zu haben.
Reflektionsfrage:
Hast du das Gefühl, dass du selbstbestimmt handeln und deine Entscheidungen frei treffen kannst?
Beispiel: Wenn du ständig das Gefühl hast, nur Anweisungen zu erhalten, kann das schnell zu Frustration führen. -
Das Bedürfnis nach positivem Selbstwertgefühl:
Du möchtest dich gut und wertgeschätzt fühlen.
Reflektionsfrage:
Wann hast du das letzte Mal echte Anerkennung für deine Leistungen oder deine Persönlichkeit erhalten?
Beispiel: Wiederholte Kritik ohne Anerkennung kann deinen Selbstwert stark beeinträchtigen. -
Das Bedürfnis, Freude zu erleben:
Positive Erlebnisse und Momente der Zufriedenheit sind essenziell für dein Wohlbefinden.
Reflektionsfrage:
Nimmst du dir regelmäßig Zeit, um das Leben zu genießen und Freude zu empfinden?
Beispiel: Wenn du ständig unter Stress stehst und nie Zeit für deine Hobbys findest, kann das langfristig zu einem Gefühl der Ausgebranntheit führen.
Wie entwickeln sich deine Strategien im Leben?
Im Laufe deines Lebens entwickelst du sogenannte Motivationsschemata – Strategien, die dir helfen, deine Bedürfnisse zu erfüllen und dich vor Schmerzen oder Enttäuschungen zu schützen. Dabei unterscheidet man zwei Arten:
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Annäherungsschemata:
Sie fördern positive Erfahrungen, indem sie dich motivieren, dich zu öffnen und deine Ziele aktiv zu verfolgen.
Reflektionsfrage:
Wann hast du dich zuletzt bewusst dafür entschieden, auf Menschen zuzugehen oder eine neue Herausforderung anzunehmen?
Beispiel: Wenn du aktiv neue Freundschaften knüpfst, um deinem Bedürfnis nach Nähe gerecht zu werden, setzt du ein Annäherungsschema ein. -
Vermeidungsschemata:
Diese schützen dich, indem sie dich vor möglichen negativen Erfahrungen bewahren.
Reflektionsfrage:
Vermeidest du manchmal Situationen aus Angst vor Misserfolg oder Enttäuschung?
Beispiel: Vielleicht meidest du soziale Kontakte, weil du Angst vor Konflikten hast – obwohl du eigentlich Nähe suchst.
Wenn beide Schemata in Konflikt geraten, entsteht ein Motivationskonflikt. Das passiert, wenn du gleichzeitig den Wunsch hast, etwas zu erreichen, aber auch Angst vor den damit verbundenen Risiken verspürst.
Frage an dich:
Welche Konflikte zwischen Annäherung und Vermeidung erlebst du in deinem Alltag?
Was passiert, wenn Bedürfnisse nicht erfüllt werden?
Wenn du immer wieder nicht in der Lage bist, deine inneren Ziele zu erreichen, entsteht ein Zustand der Inkongruenz – ein innerer Widerspruch, der sich in Frustration und Anspannung äußern kann. Wenn diese innere Disharmonie deine persönliche Toleranzschwelle überschreitet, reagiert deine Psyche mit Symptomen, die du als psychische Störung wahrnehmen könntest.
Beispiel aus dem Alltag:
Stell dir vor, du arbeitest hart, fühlst dich aber beruflich nie wirklich anerkannt oder erfolgreich. Wie würde es sich anfühlen, wenn der ständige Konflikt zwischen deinem Bedürfnis nach Erfolg und der Realität zu Stress, Angst oder Burnout führt?
Reflektionsfrage:
Welche Bereiche in deinem Leben fühlen sich momentan unausgeglichen an?
Diese Symptome sind oft die adaptivste Reaktion deiner Psyche – ein Versuch, deine Bedürfnisse zumindest teilweise zu befriedigen oder weiteren Schaden abzuwenden.
Zusammenfassung und Selbstreflexion
Die Konsistenztheorie von Klaus Grawe zeigt, dass deine psychische Gesundheit eng damit verknüpft ist, wie gut deine inneren Bedürfnisse mit deinen Alltagserfahrungen übereinstimmen. Belastende Lebensumstände, traumatische Erlebnisse oder anhaltende Konflikte können diesen inneren Widerspruch verstärken und zu psychischen Problemen führen.
Fragen zur Selbstreflexion:
- Fühlst du, dass du deinen psychologischen Bedürfnissen genügend Raum in deinem Leben einräumst?
- Welche Veränderungen könntest du vornehmen, um mehr innere Harmonie zu erreichen?
- Gibt es Bereiche in deinem Leben, in denen du bewusst mehr auf deine Bedürfnisse achten möchtest?
Wenn du diese Fragen ehrlich für dich beantwortest, kann dir das helfen, Strategien zu entwickeln, die negative Motivationskonflikte aufzulösen und den Zugang zu positiven Erfahrungen zu erleichtern. Schon kleine Veränderungen – wie das Pflegen authentischer Beziehungen oder das Schaffen von Freiräumen für dich selbst – können einen großen Unterschied machen.
Dieser Blogartikel soll dir einen einfachen Zugang zu den komplexen Zusammenhängen deiner psychischen Gesundheit bieten und dich dazu anregen, deine Bedürfnisse und Lebensstrategien zu reflektieren. Die Theorie von Klaus Grawe mag auf den ersten Blick abstrakt erscheinen, doch ihre Grundprinzipien lassen sich direkt auf dein tägliches Leben übertragen. Finde Wege, deine innere Welt mit deiner äußeren Realität in Einklang zu bringen und lege so den Grundstein für ein gesundes, zufriedenes Leben.
Wenn du mehr darüber wissen willst, kontaktiere gerne den Autor dieses Artikels:
Mag. Franz Sandmair, gerne via