Autorität und Intuition - eine Sache deiner Milz
Die menschlichen Organe erfüllen nicht nur unterschiedliche Aufgaben, sie sprechen auch eine unmissverständliche, feine Sprache über die physische und psychische Verfassung des gesamten Systems Mensch. Einige dieser Ausdrucksweisen finden sich in gängigen Redewendungen in unserem Alltag wieder, manche sind tief verwurzelt in der Geschichte und Mythologie, wieder andere von großer Bekanntheit, viele nicht beachtet oder in Vergessenheit geraten.
Wir haben uns mit der Leber beschäftigt, jeder kennt sie und viele ihrer Aufgaben, sie ist der empfindsame Taktgeber, der Alchemist, ein mächtiges, lebensnotweniges aber auch stimmungsbeherrschendes, empfindsames Organ. Auch ihr „Anhängsel“, die Galle, die fast jedem hin und wieder einmal hochkommt, ist ob ihrer Steine und Koliken ein berühmt-berüchtigtes Organ, mitverantwortlich für Wutausbrüche und unbeherrschte Gefühle.
In ihrer überlebenswichtigen, dualen Funktion blieb die Bauchspeicheldrüse eine lange Zeit unentdecktes, verkanntes Organ, welches uns ermöglicht, die Süße des Lebens zu genießen, uns im Gegenzug aber auch an die Grenzen bringt, diese anzunehmen und zu verdauen.
Heute wollen wir ein sehr wenig bekanntes, stark unterschätztes, laut Medizin nicht einmal lebensnotwendiges Organ betrachten: die Milz. Sie ist selten von Erkrankungen betroffen, macht sich nicht durch Schmerzen bemerkbar und eine Notfallentfernung ist für den Betroffenen nicht lebensbedrohend. Diese Umstände führen dazu, dass die Milz weder historisch noch mythologisch noch volkskundlich speziell erwähnt oder bedacht wird.
Die Milz ist ein in den Blutkreislauf eingeschaltetes Organ des lymphatischen Systems (sowie Lymphknoten und Tonsillen), liegt tief unter dem linken Rippenbogen, wiegt 150-200 Gramm grenzt an Magen und linke Niere und weist die Form eines Schwammes mit etwa 11cm auf. Unter den immunkompetenten Organen nimmt die Milz eine Sonderstellung ein, weil sie als einziges Immunorgan an den Blutstrom angeschlossen ist. Die spezifischen Abwehrzellen und Antikörper gelangen so sehr schnell von der Milz in die jeweiligen Körperregionen. Außerdem gilt die Milz als wichtiger Speicherort für die ebenfalls zu den weißen Blutkörperchen zählenden Monozyten.
Außer der Immunkompetenz leistet die Milz-neben der Leber- die wichtigste Filterfunktion für das Blut. Die Milz ist für das Abfangen und den Abbau von überalterten und geschädigten Blutzellen verantwortlich, während die Leber als Entgiftungsorgan für Toxine und andere schädliche Substanzen fungiert. So werden überalterte oder defekte, in ihrer Verformbarkeit veränderte, rote Blutkörperchen (Erythrozyten) und Blutblättchen (Thrombozyten) sowie Fremdpartikeln und Mikroorganismen phagozytiert und abgebaut.
Bei Föten und Kindern bis zum sechsten Lebensjahr spielt die Milz auch eine entscheidende Rolle bei der Bildung roter Blutkörperchen. Bei Erkrankungen des blutbildenden Knochenmarks kann die Milz auch im Alter wieder zu einem blutbildenden Organ werden.
Die äußere Hülle der Milz besteht aus einer dünnen Bindegewebskapsel, die ihrerseits wieder von einer schützenden Epithelschicht umgeben ist. Zahlreiche Balken (Trabekel) aus Bindegewebe ziehen von dieser Kapsel in das Innere der Milz und bilden ein dreidimensionales Balkenwerk, welches ein stützendes Gerüst bildet. Das eigentliche Gewebe, die sogenannte Pulpa, befindet sich in den Innenräumen des Milzgewebes. Es lassen sich deutlich weiße und rote Areale unterscheiden, während die weiße Pulpa als lymphatisches Organ dient, filtert die rote Pulpa das Blut. Unter normalen Bedingungen nimmt die rote Pulpa etwa 75% des Milzvolumens in Anspruch. Bei einer starken Immunreaktion kann der Anteil der weißen Pulpa allerdings auf über 50% ansteigen.
Die Milz ist nur bei einer deutlichen Vergrößerung tastbar, ansonsten werden bildgebende Verfahren für die Diagnostik genutzt.
Krankheiten die Milz betreffend, allgemein als Splenopathie bezeichnet, treten sehr selten auf, allerdings kann eine Milzverletzung (Milzruptur bei stumpfen Bauchtrauma, Schuss- oder Stichverletzungen sowie Rippenbrüchen links) gefährliche Einblutungen in die Bauchhöhle zur Folge haben. Ist eine schnelle Blutstillung nicht möglich, wird das Organ sofort operativ entfernt. Menschen können ohne Milz leben, dieser Zustand wird Asplenie bezeichnet. Im Gegensatz zu Erwachsenen ist die Splenektomie (Entfernung der Milz) bei unter 15-Jährigen aufgrund der noch nicht vollständigen erworbenen und noch nicht ausdifferenzierten Immunität ein riskanter Eingriff.
In der Schulmedizin findet die Milz wenig Beachtung, sie gilt als „entbehrlich“, da andere Gewebe ihre Funktion teilweise übernehmen können, für das Körper-, Geist-, Seele-System erfolgt allerdings ein Verlust der Kraft, die aus der Mitte heraus gebildet wird.
In der TCM wird die Milz nicht als Immunorgan, sondern als Teil des Verdauungssystem und somit dem Geschwisterorgan der Bauchspeicheldrüse, dem Funktionskreis Magen, dem Element Erde zugeordnet. Das Erdelement steht für Spätsommer, Sinnbild für eine stabile Mitte und Ausgeglichenheit. Daher besteht aber durchaus die Gefahr des „Sich-Gehen-Lassens“, zum Beispiel durch starkes Verlangen, Esssucht, Grübelei, exzessive geistige Arbeit und übermäßiges Denken, was wiederum zum „Hängen“ des Gewebes, Weichteilbeschwerden, Gram und Depressionen führen kann. Sinnbildlich dafür steht unsere Redewendung „das muss ich erst einmal verdauen“, wenn es um sehr belastende oder emotionale Erlebnisse geht. Dem Funktionskreis Milz/Magen wird auch der Geschmack „süß“ zugeordnet, ein Grund dafür, warum wir gerade in stressigen, sorgenvollen oder traurigen Zeiten Heißhunger auf Süßes entwickeln können. Die Milz trägt die Emotionen von Sorgen, Kummer und Nachdenklichkeit.
Die Milz beherrscht Umwandlung und Transport, die Assimilation von körperfremdem in körpereigenes Substrat und trennt trübes von klarem Qi, dies bedeutet Bewegung, Dynamik und Verteilung des Qi`s mit dem Blut an die Organe. Die Lunge benötigt es für den Lebensatem, die Niere zur Bildung von Energie, die Leber lässt es die Säfte reibungslos durch den Körper fließen und der Magen wirkt dann ausgleichend und stabilisierend.
Übertragen in die Psychosomatik zeigen Beschwerden der Milz oft an, dass Betroffene die Kontrolle über etwas sehr Wichtiges verloren haben oder aber unbedingt Kontrolle über sich, ihr Leben und andere brauchen, ein „Funktionieren“ ist über alle Maße notwendig.
Milzprobleme können jedoch auch darauf hinweisen, dass aus Fleiß verbitterter Ehrgeiz und eiserne Disziplin wird. Man fällt aus der Mitte, wird extrem und beginnt auszugleichen was einen innerlich leer fühlen lässt.
Sowie die Milz ein Teil des Immunsystems ist, wehrt sie nicht nur auf körperlicher Ebene toxische und infektiöse Stoffe ab, sondern verhindert darüber hinaus das Eindringen und Übernehmen fremder Gedankenmuster, Emotionen und Energien.
Im Idealfall verhilft die Milz unserer Geisteskraft zu fliegen und den Emotionen zu fließen, kreativ, lachend, das Leben genießend frei von Übermaß, begrenzenden Gedanken und toxischen Eindringlingen.
Das Human Design System (HDS), ein psychologisches Beratungsinstrument, spricht überhaupt von einer Milz-Autorität. Sie verkörpert das unmittelbare Wissen, welches vor dem bewussten Verstand kommt. Die Milz spricht blitzschnell, leise und nur einmal…
Die Milz steht für ein Konglomerat aus Gegensätzen und Harmonie der Widersprüche-alles darf sein-in der Besten Weise!